“Unser Leben ist das, wozu es unser Denken macht!”
- Marc Aurel, 121-180
Es bestehen allgemein immer noch erhebliche Vorbehalte gegenüber Psychotherapie und Psychotherapeuten, ob aus Unsicherheit, Unkenntnis oder Missinformation (wie Verwechslung mit der Psychiatrie). Psychotherapie ist, in eigenen Worten, die professionelle Hilfe zur inner- oder intrapsychischen Konfliktlösung, im Einzelnen in geistigen, seelischen oder sozialen Problemfeldern. Jeder Mensch sieht sich irgendwann im Leben Schwierigkeiten gegenüber, die er alleine nicht zu lösen vermag. Diese Probleme mögen vielfältiger Natur und verschiedenen Ursprungs sein, Schicksalsschläge, Verlust eines geliebten Menschen durch Trennung oder Tod, Existenzkrisen, Gewalt, Armut, emotionale und/oder körperliche Misshandlung oder Abhängigkeit… die Liste könnte schier endlos weitergeführt werden. In manchen Fällen führt dies zur Ausbildung seelischer oder körperlicher (sogenannter psychosomatischer) Symptome. Vielfach ist ein konkreter Auslöser auch gar nicht erkennbar, die Person fühlt sich nur von zunächst unerklärlichen Gefühlen (Angst, Trauer, Panik, Sinnleere...) überschwemmt. Überall hier kann eine Psychotherapie Hilfe leisten.
Psychotherapie ist dort sinnvoll, wo eine Veränderung eigener Einstellungen, Werte und Gefühle zu einer Lösung oder zumindest Verbesserung des Befindens oder der Situation führt. Sie setzt also zunächst nicht an den konkreten äußeren Problemen oder Konflikten an, sondern sucht die Lösung durch eine Veränderung im Bewusstsein der/des PatientIn. Die Anwendung ist, wie schnell ersichtlich ist, sehr flexibel. So wird ein vielleicht depressiver Arbeitsloser durch eine Psychotherapie nicht zwangsläufig eine neue Arbeit finden (denn das ist nicht allein von ihm selbst abhängig), er vermag aber durch eine Änderung seiner Einstellung womöglich das Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit abzuschütteln und Alternativen zu einer sinnvollen und selbstbestimmten Lebensgestaltung zu entwickeln - eine durchaus sinnvolle Perspektive, denn Langzeitarbeitslosigkeit führt fast zwangsläufig zu chronischen psychischen Beeinträchtigungen und auch körperlichen Langzeitschäden. Eine Psychotherapie kann selbstverständlich nicht zu einer völligen Auslöschung vergangener Traumatisierungen wie Missbrauch und Vergewaltigung führen, aber sie kann eine Veränderung der Bewertung der Vergangenheit bedingen - und damit eine schrittweise Befreiung von Gefühls- und Verhaltensweisen, die eine Person scheinbar unweigerlich an das Vergangene und die erlittenen Erfahrungen ketten, und infolgedessen die Perspektive für die Zukunft völlig verändern.
Durch die Behandlung wird die Änderung oder Auflösung krankheitswertiger , psychischer und psychosomatischer Symptome wie Angst, Depression, Essstörungen, Panik, Persönlichkeitsstörung, Schmerz, Störungen des Verdauungssystems und vieler anderer mehr möglich. Dabei wird die Entstehung der Störung in der Vergangenheit stattgefunden haben, der Schwerpunkt der Therapie liegt aber in der Regel im Hier und Jetzt. Denn in der Gegenwart hat man mit den symptomatischen Folgen der Krankheit zu kämpfen und nur im Hier und Jetzt lassen sich die ursächlichen Konflikte lösen. Ebenfalls ist wichtig, dass eine rein vernunftmäßige Erkenntnis in die innerpsychischen Ursachen der Probleme noch lange nicht zu einer Lösung führt; erst das gefühlsmäßige Erleben oder Wieder-Erleben bringt die wirkliche Veränderung - eine Tatsache, die nicht nur in der Praxis belegt ist, sondern auch durch die neuere Hirnforschung bestätigt wird. Den Rahmen zu schaffen, in dem eine emotionale Bearbeitung zentral persönlicher Themen möglich ist, wird sich der Psychotherapeut bemühen - und den Prozess mit seinen Fähigkeiten und ihm zur Verfügung stehenden Techniken wie mit seiner Person so gut wie möglich unterstützen.
In der Psychotherapie unterscheiden sich verschiedene Schulen, die sich vornehmlich nach der Sicht der Problementwicklung und in ihrem Menschenbild unterscheiden. Der Ansatz der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie basiert auf den psychoanalytischen Theorien Siegmund Freuds, Alfred Adlers und C. G. Jungs und der grundsätzlichen Annahme, dass im Falle einer psychischen Störung prinzipiell ein innerer Konflikt zugrunde liegt. Oftmals manifestiert sich der für den Menschen nicht lösbare innere Konflikt auch in der Außenwelt: Er wird zu einem äußeren Konflikt, zum Beispiel in Form von Interaktionsschwierigkeiten, einer Krise oder durch sich wiederholende Probleme, die einem scheinbar zufällig immer wieder “passieren”. Oft sind es gerade diese Schwierigkeiten, die Menschen nach einiger Zeit in die Psychotherapie bringen. Der innere Konflikt ist der Person nicht immer bewusst und hat seinen Ursprung oftmals in der Kindheit. Dies bedingt selbstverständlich nicht ein belastendes Ereignis, das den Menschen aktuell in die Therapie führt, erklärt aber meistens, warum man nicht im Stande ist, die Situation selbst zu bewältigen. In diesem Sinne bedingen kindliche Traumata, Erlebnisse oder Erziehungserfahrungen eine bestimmte Schwäche in der Persönlichkeitsorganisation, die durch ein konkretes Erlebnis oder eine Serie davon intim berührt ist. Es ist wichtig anzumerken, dass diese Theorie auf uns alle uneingeschränkt anzuwenden ist; niemand ist völlig frei von Verletzungen und Schwächen, die zu der menschlichen Entwicklung zwangsläufig dazugehören. Es ist oftmals eine Frage von Schicksal, Glück oder äußeren Umständen, ob eine eigenständige Bewältigung der Konflikte gelingt oder ob jemand professionelle Hilfe aufsuchen muss. Die überwiegende Mehrzahl von Menschen in Psychotherapie sind “völlig normale” Personen ohne Psychiatrieerfahrung, deren persönliche Geschichte die Entwicklung ihrer Symptome nachvollziehbar verständlich macht. In der Therapie können diese unbewussten Konflikte bewusst und damit auch bearbeitbar gemacht werden.
Mein Ansatz der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie wird ergänzt durch das humanistische Therapiekonzept Carl Rogers, der die menschliche Beziehung in den Mittelpunkt des psychotherapeutischen Geschehens setzt, die existenzanalytische Sichtweise des Holocaustüberlebenden Victor E. Frankl sowie durch Techniken des vorwiegend hypnotherapeutisch ausgerichteten NLP. Durch fortlaufende, schulenübergreifende Fortbildungen garantiere ich einen Behandlungsansatz, der sich am aktuellen Stand der Psychotherapieforschung ausrichtet. Der exakte therapeutische Zugang bestimmt sich allerdings durch die Voraussetzungen und Bedürfnisse der/des jeweiligen KlientIn/PatientIn, ebenso wie die Länge der Behandlung. Bei sehr spezifischen, eingegrenzten Fragestellungen sind manche konkreten Probleme schon in fünf Sitzungen zufriedenstellend bearbeitet, in den meisten Fällen ist jedoch von einem Zeitraum von mindestens einem Jahr auszugehen, vielfach auch von zwei oder drei Jahren. Diese Differenz ist entscheidend von der Zeit der Problementstehung abhängig (grundsätzlich: Je früher, desto länger) sowie von der Zielsetzung der/des KlientIn/PatientIn.
Hieraus ist es bereits ersichtlich, dass die Aufnahme einer Psychotherapie kein leichtfertiges Unterfangen darstellt, und dass Wartezeiten unvermeidlich sind. Die Zielsetzung ist eine effiziente und dauerhaft wirksame Bearbeitung der zentralen Konflikte der/des Betreffenden. Wartezeiten rangieren derzeit zwischen einem halben und einem Jahr, wobei die Besonderheiten der psychotherapeutischen Arbeit es bedingen, dass in manchen Fällen die Behandlung eines bestimmten Menschen oder einer speziellen Problematik durch einen bestimmten Therapeuten nicht möglich ist.